Jeder Planet steht für eines der 12 Zeichen, in den wir den Himmelskreis einteilen. Die Planeten sind die Repräsentanten dieser 12 Abschnitte, die unseren Geburtsmonat bezeichnen. Man sagt, wir sind unter einem bestimmten „Stern“ geboren, wenn dieser das Zeichen des Sonnenaufgangs repräsentiert, beim Widder ist es der Mars, beim Löwen die Sonne. Jede astrologische Aussage zielt also auf eine bereits erfolgte Repräsentation, die vorher festgelegt ist. Ohne diese würden keine Aussagen in der Astrologie möglich sein, bzw. die Bedeutungszuweisungen müssten jedes Mal neu hergestellt werden, es würde keine vorherige Referenz zwischen den Planeten und der Umwelt bestehen. Diese ist durch die Zuordnung zu den Sternzeichen von Anfang an festgelegt. Auch in der indischen und arabischen Astrologie, die wesentlich komplexer sind, sind ähnliche Zuordnungen die Grundlage der Deutung, es gibt 27 oder 28 Mondhäuser, auf die sich die Wirkung der Planeten bezieht, wobei die neuen Planeten nicht einbezogen werden oder nur als Stellvertreter, dafür aber der Mondknoten. Ähnliches gilt auch für die chinesische Astrologie, deren zentrale Repräsentation die fünf Elemente sind, die mit den fünf Hauptplaneten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn korrespondieren.
In der klassischen Astrologie wurden die bekannten fünf Planeten Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn je zwei Zeichen zugeordnet und Sonne und Mond eins. Für die Alten war ein grundsätzlich dichotomischer Aufbau des Kosmos selbstverständlich, jeder Planet außer Sonne und Mond (die ja auch keine Planeten sind) regierte zwei Zeichen und hatte zwei Gesichter. Die Venus war beispielsweise als Morgen- und Abendplanet bekannt und wer nicht mit Himmelsmechanik vertraut war, wusste nicht, dass es sich um ein und dasselbe Objekt handelte. Dieses System bestand für viele Tausende von Jahren von seinen Anfängen in Mesopotamien bis zur Entdeckung von Uranus im Jahr 1776 durch Herschel.
Nun mussten sich die Astrologen Gedanken über die Zuordnung eines neuen Planeten machen. Spätestens nach der Entdeckung eines weiteren Planeten Neptun im Jahr 1846 (Galilei hatte ihn schon 1612 im Fernrohr gesehen) wurde die Erweiterung unumgänglich. Uranus wurde dem Wassermann und Neptun den Fischen zugeordnet. So kamen die letzten vier Planeten des Sonnensystems auch im Tierkreis in eine ihrer Position entsprechenden Reihe, Neptun war der äußerste Planet bis zur Entdeckung von Pluto im Jahr 1930. Obwohl Pluto kein Planet wie die anderen Acht (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun) ist, weil er weder die Größe, noch die kreisähnliche Umlaufbahn besitzt und stark gegen die Bahn der Ekliptik geneigt ist (er ist wohl ein eingefangener Asteroid eines anderen Sternensystems), so hat er doch in der Astrologie eine große Bedeutung bekommen. Sein Name Pluto lässt bereits ahnen, welche Wirkung ihm zugeschrieben wird und so wurde er von den drei verbliebenen freien Zeichen konsequenterweise dem Skorpion zugeordnet. Dieses Regentensystem hat bis heute Bestand.
Es bleiben nun noch zwei Zeichen für die Regentschaft zweier neuer Planeten, so dass jeder Planet nur noch in einem Zeichen regiert – Waage und Jungfrau. In der modernen Astrologie haben sich Lilith und Chiron nach ihren „Entdeckung“ seit 1977 als die gebräuchlichsten „Wirkprinzipien“ durchgesetzt (siehe nächstes Kapitel). Chiron ist ein so genannter „Kentaur“ aus einer Reihe von Asteroiden, die in einer stark elliptischen Umlaufbahn zwischen Jupiter und Neptun kreisen. Chiron ist der größte von ihnen, nicht viel größer als die anderen Asteroiden des „Kuipergürtels“. Lilith ist das Apogäum des Mondes, die Schnittstelle der Massenanziehung zwischen Erde und Mond, wo die Schwerkraft ausgeglichen ist. Dieser imaginäre Punkt dient ähnlich dem Mondknoten zur Berechnung von Abweichungen der Umlaufbahnen. Ebenfalls seit 1977 wurden viele Bücher über Liliths Wirkung geschrieben und Millionen von Horoskopen weltweit in Bezug auf ihre Wirkung gedeutet.
Chiron wurde als Kentaur verständlicherweise oft mit dem Zeichen Schütze in Verbindung gebracht, aber als Heiler und analytischer Denker auch mit dem Zeichen Jungfrau. Diese Regentschaft ist auch plausibel in Hinblick auf die Entsprechung des wissenschaftlichen Zeichens Jungfrau. Chiron war der Lehrer vieler antiker Helden, der Erfinder der Lyra und er war als einziger der „Götter“ sterblich. Ein Zustand, der Jungfraugeborenen bekannt vorkommen dürfte. Ihr Verständnis über die Zusammenhänge der Welt und ihre gute Menschenkenntnis beschützt sie nicht davor, radikale und ernüchternde Erfahrungen im Leben machen zu dürfen. Erfahrungen, die an den Skorpion erinnern, aber mit Fassung und einer bewundernswerten Gelassenheit getragen werden.
So bleibt für die Lilith das Zeichen Waage als Regentschaft. Eine zunächst befremdliche Zuordnung, da Lilith in der Astrologie als das männermordende Ungeheuer bezeichnet wird. Was aber schon in der frühen Mythologiedeutung verfälscht wurde[2], kann in der Astrologie nicht richtig werden. Lilith und das ihr entsprechende Prinzip der unabhängigen Frau (bzw. weisen, androgynen Persönlichkeit) war eine der meist angebeteten Göttergestalten der vorantiken Zeit. Als erste Frau von Adam musste sie in die selbst gewählte Verbannung, weil sie ihm nicht untertan sein wollte – aber der Fortgang der Geschichte hat ihrem Anliegen Recht gegeben. Einsperren in eine nicht funktionierende Ehe ist keine Lösung für einen gerechtigkeitsliebenden Menschen, sei er Frau oder Mann. Das Waageprinzip steht für Ausgleich und ein Bedürfnis nach Harmonie und Frieden. Diesen gibt es nur in der Freiheit und Unabhängigkeit eines selbstbestimmten Lebens. Die Waage kämpft nicht (es sei denn, der Schatten ihres Gegenprinzips Widder bricht hervor), sondern sucht andere Mittel, die es gar nicht erst soweit kommen lassen, dass gekämpft werden muss. Ihre Welt ist die der Argumente und Mediation. Sie strebt nach einem unabhängigen Standpunkt im Diskurs, der provozieren will, aber nicht eskalieren.
Darin entspricht sie auch dem Archetyp der weisen Frau und der Justitia in ihrer weiblichen Gestalt. Man hätte den Wirkpunkt auch Sophia nennen können, dann wäre die Bedeutung wahrscheinlich unstrittiger und die Spielereien mit der Berechnung (wahre Lilith, mittlere Lilith, extrapolierte Lilith) nicht von so ideologisch geprägten Diskussionen dominiert. Ich bevorzuge die mittlere Lilith in ihrer ausgleichenden Symbolik und Bedeutung als Wirkpunkt, der die Gravitationskräfte zwischen Erde und Mond zum Ausgleich bringt. Priapus, der Gegenpunkt spielt eine andere Rolle. Ich möchte aber betonen, dass jede andere Zuordnung auch möglich wäre ohne den Gesamtgehalt des Systems zu verändern, da die Planeten wie gesagt nur Platzhalter in der Matrix sind und insofern austauschbar, als sie der kulturell vorgeprägten Tradition genügen und die „richtigen“ Bilder liefern.
Diese Festlegung muss also nicht endgültig sein. Es kann sein, dass Chiron nur vorübergehend von Bedeutung für unser Horoskop ist und dass sich weitere Wirkpunkte oder Kentauren[3] finden in Zukunft, die als Platzhalter für das Waageprinzip praktischer sind. Gleiches gilt für die Lilith, von der auch mehrere Berechnungs-Versionen in Umlauf sind. Aus dieser Zuordnung ergibt sich ein neues Wechselspiel der Kräfte. Die Astrologie rekonstruiert die Ordnungen des Himmels in einer für uns verständlichen Anordnung. Die westliche Astrologie baut auf dem 12er System auf und vernachlässigt den Mondstand (wie etwa im arabischen Raum), die Rückwärtsbewegung der Sterne nach der Präzession (wie im indischen Raum) oder Kalender mit anderen Jahreseinteilungen (wie die im Raum der Astrologie der Mayas, Inkas und Azteken). Einer der ersten Tierkreise der westlichen Astrologie ist der von Dendera. Auf ihm ist schon die Einteilung in 36 Sektoren des Tierkreises erkennbar, die die Erhöhung der alten Planeten in den Zeichen zeigen, wie sie heute noch gebräuchlich sind.
Zunächst muss geklärt werden, wie wir die verbliebenen Plätze in der Jungfrau und Waage füllen wollen. Wir könnten auch erstmal von zwei Platzhaltern x und y sprechen, doch scheint mir das zu unübersichtlich. Es kann letztendlich jeder privat jeden Herrscher für jedes Zeichen setzen, wie er will. Es bleiben jedenfalls noch zwei Zeichen für die Regentschaft, so dass jeder Planet nur noch in einem Zeichen regiert – Waage und Jungfrau entsprechend der Abendvenus und dem Abendmerkur. In der psychologischen Astrologie haben sich Lilith und Chiron als die gebräuchlichsten ‚Wirkprinzipien‘ durchgesetzt. Chiron ist ein so genannter Kentaur aus einer Reihe von Asteroiden, die in einer stark elliptischen Umlaufbahn zwischen Jupiter und Neptun kreisen. Chiron ist der größte von ihnen, doch nicht viel größer als die anderen Asteroiden des Kuipergürtels. Lilith ist das Apogäum des Mondes, die Schnittstelle der Massenanziehung zwischen Erde und Mond, wo die Schwerkraft ausgeglichen ist. Dieser imaginäre Punkt dient ähnlich dem Mondknoten zur Berechnung von Abweichungen der Umlaufbahnen. 1977 wurde Chiron entdeckt. Er wurde als Kentaur verständlicherweise oft mit dem Zeichen Schütze in Verbindung gebracht, aber als Heiler und analytischer Denker auch mit dem Zeichen Stier. [1] In der Jungfrau kommen aber seine heilerischen Qualitäten am besten zu tragen und eine pragmatische Vernunft, die die Grenzen der Welt am eigenen Leiden erkennt. Chiron war der Lehrer vieler antiker Helden, der Erfinder der Lyra und er war als einziger der Götter sterblich. Ein Zustand, der Jungfraugeborenen bekannt vorkommen dürfte. Ihr Verständnis über die Zusammenhänge der Welt und ihre gute Menschenkenntnis beschützt sie nicht davor, radikale und ernüchternde Erfahrungen im Leben machen zu dürfen. Durch den Pfeil des Herakles unwiderruflich verwundet, änderte Chiron sein Leben radikal und widmete sich fortan der Heilkunde und der Verbesserung der Lebenssituation für andere Menschen.[2]
Wenn Chiron in Jungfrau regiert, bleibt für die Lilith das Zeichen Waage. Eine zunächst befremdliche Zuordnung, da Lilith in der Astrologie oft als das männermordende Ungeheuer bezeichnet wird, das nachts in unseren Alpträumen erscheint. Eine typische Abwertung weiblicher Figuren, die sich leider auch in der modernen Astrologie fortsetzt. Was aber schon in der frühen Mythologiedeutung unklar war, kann in der Astrologie nicht richtig werden. Lilith und das ihr entsprechende Prinzip der unabhängigen Frau (bzw. weisen, androgynen Persönlichkeit) war bei nüchterner Betrachtung eine der meist angebeteten Göttergestalten der vorantiken Zeit, zumal Tempel oft von Frauen und Männern getrennt geleitet wurden. Als erste Frau von Adam musste sie in die selbst gewählte Verbannung, weil sie ihm nicht untertan sein wollte – aber der Fortgang der Geschichte hat ihrem Anliegen Recht gegeben. Einsperren in eine nicht funktionierende Ehe ist keine Lösung für einen gerechtigkeitsliebenden Menschen, sei er Frau oder Mann. Das Waageprinzip steht für Ausgleich und ein Bedürfnis nach Harmonie und Frieden. Diesen gibt es nur in der Freiheit und Unabhängigkeit eines selbstbestimmten Lebens. Die Waage kämpft nicht (es sei denn, der Schatten ihres Gegenprinzips Widder bricht hervor), sondern sucht andere Mittel, die es gar nicht erst so weit kommen lassen, dass gekämpft werden muss. Ihre Welt ist die der Argumente und Mediation. Als Archetyp der weisen Frau strebt Lilith nach einem unabhängigen Standpunkt im Diskurs, der provozieren will, aber nicht eskalieren.
Darin entspricht sie auch dem Archetyp der Justitia in ihrer weiblichen Gestalt. Man hätte den Wirkpunkt auch Sophia nennen können, dann wäre die Bedeutung wahrscheinlich unstrittiger und die Spielereien mit der Berechnung (wahre Lilith, mittlere Lilith, extrapolierte Lilith) nicht von so ideologisch geprägten Diskussionen dominiert. Ich bevorzuge die mittlere Lilith in ihrer ausgleichenden Symbolik und Bedeutung als Wirkpunkt, der die Gravitationskräfte zwischen Erde und Mond zum Ausgleich bringt. Ich möchte aber betonen, dass jede andere Zuordnung auch möglich wäre, ohne den Gesamtgehalt des Systems zu verändern, da die Planeten wie gesagt nur Platzhalter in der Matrix sind und insofern austauschbar, als sie der kulturell vorgeprägten Tradition genügen und demjenigen die ‚richtigen‘ Bilder liefern, der für sie ein System entwickelt und anwendet.
Wirkpunkte haben wie Planeten keine ‚Wirkungen‘, auch wenn ihr Name das suggerieren mag. Ihre Qualität ergibt sich aus ihrem Platz im Tierkreis und den Beziehungen zu den anderen Planeten. In der Astrologie bilden wir immer nur Verhältnisse ab; vorkonstruierte Beziehungsmuster und niemals Entitäten. Es ist entscheidend für die spätere, endgültige Bedeutung von Lilith und Chiron (sollten sie als Wirkpunkte im Horoskop erhalten bleiben), welchen Sternzeichen wir sie zuordnen. Es können aber auch noch andere Prinzipien erscheinen, die in einer anderen Zeit besser geeignet erscheinen.
[1] Kentauren sind alle Planetoiden, die auf extrem schiefen Bahnen meist zwischen Saturn und Uranus kreisen. Die bekanntesten von ihnen sind Chiron, Phollus und Nessus.
[2] Auch Barbara Hand Clow sah Chiron als Regenten des Zeichen Jungfrau an. In ihrem Buch ‚Chiron -Die Verbindung von inneren und äußeren Planeten‘ von 1993 stellt sie seine akribischen Anteile heraus und das besessene Arbeiten an Dingen, die häufig mit der Erfahrung des Scheiterns verbunden sind. Sie selbst hat Chiron am nördlichen MK in Löwe nicht weit vom AC und in OP zur Sonne, so dass ihre Deutung vom Thema Selbstermächtigung dominiert wird. Mit Mond, Saturn und Uranus in Zwillinge gibt sie phantasiereiche Deutungsvorschläge in alle möglichen Richtungen.