Sonne/Mond

Sonne und Mond sind sowohl Partner der Dualrollen, als auch der Parallelzeichenregenten. Die Sonne ist so etwas wie ein hypothetisches übergeordnetes Ideal eines zentralen Leitbildes, über das sich unser ‘Selbst’ identifiziert. Es wäre allerdings sinnlos in ‘selbst‘ und ‚nicht selbst’ zu unterscheiden, da niemand einen Standpunkt von außen einnehmen kann, der darüber entscheiden könnte, wer ‘er wirklich selbst ist’. Die Qualität der Sonne funktioniert nur als Differenz zu den kollektiven Eigenschaften des Mondes. Ihr entsprechen die Systeme der Führungseinheiten, des Adels und der Eliten, deren Interpretationen nicht ganz unkompliziert sind, da Kommunikation über Eliten schnell ins Leere läuft. Denn Eliten lassen sich nicht gerne in ihre Karten schauen.[1]

Das Symbol des Mondes dient als heilsamer Spiegel desjenigen, der sich absolut setzten will. Die Eliten lösen nur die Probleme, die ihnen vor Augen liegen. Alles, was ihnen verborgen bleibt, wird zu einem Randphänomen und unterliegt der Gefahr der Ausgrenzung. Es bedarf immer eines Anstoßes der Gesellschaft von außen, um die inneren Strukturen des Systems sichtbar zu machen. Es war vor allem der Philosoph Jürgen Habermas, der auf die Notwendigkeit des permanenten Diskurses über die Machtstrukturen hinwies, wobei er über siebzig Jahre lang nicht müde wurde zu betonen, dass es keinen definierten Rechtsbereich gibt, der für ‚die Belange des Volkes‘ zuständig ist. Es ist ein permanenter Aushandlungsprozess des Lebensfeldes mit seinen tausenden von Interessengruppen, den Medien, Laienexpertisen, Populärwissenschaften und Ehrenämtern, die ihren Einfluss auf die Institutionen immer wieder neue einfordern müssen.

Die Funktion des Mondes steht stellvertretend für diese Erscheinungsformen am Rand der Gesellschaft, die ihren Protest nur ungenügend ausdrücken können, weil ihnen oft die Übung mit der Sprache fehlt und sie nicht gewohnt sind, ihre Anliegen durchzusetzen und damit auch keine Anschlusskommunikation erzeugen können. Schnell werden ihre Anführer bloßgestellt und ihre moralische Integrität in Frage gestellt. Auch Infiltration der politischen Gruppen sind Mittel zur Überwachung, Diffamierung und Manipulation durch die jeweiligen Eliten. Und so liegt hinter dem Symbol des Mondes manchmal ein Abgrund an Unabwägbarkeiten. Tiefe unbewusste Verletzungen offenbaren sich mit seinen Auslösungen im Horoskop, aber auch ungewohnte Höhenflüge. Seine Interpretation scheint manchmal eindeutig auf der Hand zu liegen und dann auch wieder vollkommen unpassend.

Die beiden ‘Sonderkategorien’ von Sonne und Mond sind mit besonderer Vorsicht zu behandeln, weil sie politisch aufgeladen sind. Es gibt Astrologen, die in der Sonne das ‘tatsächliche Selbst’ erkennen wollen und im Mond ‘Tendenzen’ für psychische Dispositionen, doch diese Art von Deutungen schließen sich dadurch von selbst aus, dass ihre Interpretation immer nur von einer Kategorie auf die andere angewendet werden können. Allein für sich sagt ein ‘Planet’ nichts aus. Erst seine Position in einem Haus oder Sternzeichen oder ein Aspekt zu einem anderen Planeten bringt eine interpretationsfähige Aussage hervor. Die Sonne in Verbindung mit anderen Planeten verheißt grundsätzlich eine Aktivierung der ureigensten Qualitäten, während der Mond eine Verbindung zu kollektiven Themen bewirkt. Doch beide sind nicht voneinander trennbar.  Denn es gibt keine isolierte Form von Macht oder Autorität, die aus sich selbst heraus wirkt. Es bedarf immer eines Feldes, in dem die Qualitäten eines Menschen zur Geltung kommen können. In welcher Form die Übertragung von Autoritätsthemen stattfindet, ist nur aus dem Kontext erschließbar.


[1]                  Wenn es im Grundgesetz heißt, das Eigentum verpflichtet, dann spiegelt dies auch einen Erfahrungswert, dass Geld allein nicht glücklich macht.