Venus/Lilith

So kam es zu einer vierten Zeit-Unterscheidung. Es war der Versuch, die ‘natürliche’ Ordnung in der Weise wiederherzustellen, als man die ‘Pflicht’ der täglichen Arbeit auf sich nahm, um die Dinge, die zu tun waren, gerecht auf alle Schultern zu verteilen – und entsprechend zu entlohnen. Der Druck des Handlungszwangs aus dem Gegensatz mit Mars und Skorpion wurde so hinausgenommen und auf zwei unterschiedliche Weisen handhabbar gemacht – einmal als kontinuierliche Arbeit im Feld der eigenen Berufung (Lilith) und einmal als Freizeit (Venus), in der man ungestört seinen eigenen Bedürfnissen frönen durfte. Jeder Bürger der Stadt, bzw. Arbeiter hatte von nun an ein Recht auf Mitbeteiligung und Mitsprache. Und sein wichtigstes Anliegen war die Bewahrung der Freizeit.

Doch auch diese neu gewonnene Harmonisierung mit Venus in der Waage (heute Lilith) war mit der Zeit eine brüchige, denn viele Menschen fühlten sich nicht mehr wohl in ihrer Tätigkeit, die als entfremdet erschien und nur noch dem Zweck der Produktivitätssteigerung diente. Das Geld, mit dem man nach der Arbeit als Freizeitausgleich seinen ‘Bedürfnissen’ freien Lauf lassen sollte, wurde zu einem Machtmittel der Herrschenden, die es auf subtile Weise verstanden, immer neue künstliche Bedürfnisse zu erzeugen, so dass Arbeit und Freizeit zu einem einzigen grauen Alltag verschmolzen, in dem die Kritikfähigkeit verloren ging.

Die Position von Venus im Stier gewann mit der Zeit einen ähnlich negativen Ruf wie der Mars in Skorpion und stand für Geldgier, Selbstbetrug und Völlerei. Glück wurde zu einem Gut, dass nur der für sich in Anspruch nehmen konnte, der einen ‘ehrbaren’ Beruf vorzuweisen hatte. Kultur wurde zu einem Betrieb der Industrie, indem der Konsum von Massenwaren im Vordergrund stand. Die Menschen verlernten das einfache Zusammensein und trugen von nun an Kämpfe der Zivilisationen darum aus, wer die beste Religion besäße, einschließlich verfeinerter technischer Features.