Saturn/Uranus

Die erste Zeit-Unterscheidung des ‘Homo Astrologicus’ im Sinne von alt, traditionell, regelgemäß und geordnet versus neu, experimentell, freiheitsorientiert und visionär stieß eine Spirale dialektischer Überlegungen von der Bedeutung von Sein und Nichts an.  Indem das Prinzip des Vergehens in jeder Selbstbeobachtung und kulturellen Analyse angelegt wurde, wurde die Notwendigkeit permanenter Aktualisierung heraufbeschworen. Die gesellschaftlichen Systeme begannen sich aus sich selbst heraus zu erneuern. Das Individuum wurde zum Erfüllungsgehilfen systematischer Erfassung der Naturverhältnisse, zu denen es selbst gehörte Es wurde zum Gegenstand seiner eigenen psychologischen Forschung.

Bis heute ist dieses grundlegende Prinzip der Regenten von Parallelzeichen in der Astrologie erhalten geblieben. Mit Uranus, Neptun, Pluto und anderen sind allerdings neue Planeten und Wirkprinzipien hinzugekommen, die das Gegenprinzip ersetzen. Mit der Entdeckung von Uranus auch gleich wieder der Mythos des ‚neuen Zeitalters‘ wiederbelebt wurden. Sein Nimbus als Erneuerer ist ungebrochen bei denjenigen, die mit der existierenden Gesellschaftsordnung unzufrieden sind und die innerhalb der bestehenden Gesetzmäßigkeiten keine Chance auf eine faire Behandlung sehen.

Einmal angefangen, Dinge in die Kategorien des ‘veralteten’ und ‘schöpferisch-neuen’ zu teilen, entsteht ein doppelter Gegensatz. Alt und neu können gleichermaßen positiv oder negativ beschrieben werden – allerdings nie gemeinsam. Wenn der Erhalt von Bewährtem wichtig ist, kann es keine Experimente geben. Und wenn neue Dinge auftauchen, wird das Festhalten an Traditionen zur Last. Diese Sprachgebilde sind von nun an nicht mehr in sich auflösbar, es braucht neue Ebenen, um ihre Gegensätzlichkeit einzubinden und in Synthese zu bringen. Eine zweite Ebene der ‘ewigen Geteiltheit in Einheit’ ist nötig, um eine Gemeinsamkeit von alt und neu möglich zu machen.  Selbstverständlich trägt jeder Mensch alt und neu in sich und es gibt niemals die reine Kategorie des Alten und Neuen allein, sondern nur im Verhältnis zu etwas ‘Absoluten’, das sich über diese Unterscheidung erhebt.

Wie also der Mensch in der Konstruktion seiner ‘zweiten Welt’ mit vielen Dingen auf einmal konfrontiert war, spaltete er sich in zwei Parteien auf. Ihr Widerstreit um ‘bewährte Traditionen’ und ‘innovative Erneuerung’ machte eine zweite Zeit-Ebene notwendig, auf der die Gegensätze nicht mehr unvereinbar erschienen. So wurden die Idee ‘ewiger Werte’ und die ‘göttlicher Transzendenz’ geboren, die Einheit im Frieden, die Schönheit des Ganzen und das Ideal des Guten. Dort gab es keine künstliche Einteilung in ‘veraltet’ und erneuert’ mehr. Gemäß der Reihenfolge der Planeten war es nun am hellstrahlenden Jupiter, diese Eigenschaft (und ihr unvermeidbares Gegenteil in den nächsten beiden Zeichen Schütze und Steinbock zu vertreten. Die Zuteilung der Eigenschaften des ewigen zum Zeichen Fische als letztem der Wintermonate war ein leichtes, da dieser transzendente Monat des Erwachsens der Natur wie geschaffen als Symbol des Ewigen ist. Damit war auch das Ende und der Beginn des Tierkreises zum Zeitpunkt der Tag- und Nachgleiche des Frühlings festgelegt.