In den Horoskopen der Begründer psychoanalytischer Methoden müssen ihre eigenen Dispositionen berücksichtigt werden, wenn man ihren Entwurf von Psyche und dem, was uns ursächlich als individuelle Person ausmacht (und damit auch einen Heilungsansatz bietet), verstehen will. So verschieden die Ansätze der späteren Schulen der Psychoanalyse auch waren, so beruhten sie doch alle auf wenigen Grundsätzen, wie Erich Fromm sie knapp zusammenfasste:
- Der Mensch wird weitgehend von Trieben bestimmt, die wesentlich irrational sind und mit seiner Vernunft, seinen moralischen Standards und den Standards der Gesellschaft in Konflikt stehen
- Die meisten dieser Triebe sind ihm nicht bewusst. Der Mensch erklärt sich sein Handeln zwar als Ergebnis vernünftiger Motive (rationalisiert sie also), doch er denkt, fühlt und handelt entsprechend den unbewussten Kräften, die sein Verhalten motivieren.
- Jedem Versuch, das Vorhandensein und die Geltung der unbewussten Triebwünsche zu Bewusstsein zu bringen, begegnet der Mensch mit energischer Abwehr und mit Widerstand, der viele Formen annehmen kann.
- Abgesehen von seiner konstitutionellen Ausstattung ist die Entwicklung des Menschen weitgehend von den in seiner Kindheit wirksamen Umständen bestimmt.
- Die unbewussten Motive des Menschen können durch Schlussfolgerungen (Deutungen) aus seinen Träumen, Symptomen und unbeabsichtigten kleinen Handlungen erkannt werden.
- Konflikte zwischen dem, wie der Mensch sich und seine Welt sieht, und den ihn unbewusst motivieren Kräften können, wenn ihre Stärke einen bestimmten Schwellenwert überschreitet, psychische Störungen wir Neurosen, neurotische Charakterzüge, oder ganz allgemein diffuse Lustlosigkeit, Angstzustände, Depressivität usw. Hervorrufen.
- Wenn die unbewussten Kräfte bewusstwerden, dann hat dieser Wandel einen Effekt. Das Symptom verschwindet, ein Anwachsen der Energie findet statt, der Mensch lebt in größerer Freiheit und mit größerer Freude.[1]
Verdrängungsmechanismen sind also keine ‚Krankheit der Seele‘, sondern Bewältigungsstrategien, um momentan unbeherrschbare Ängste abzuwehren, oder Triebe in den Griff zu bekommen, die sich ungünstig auswirken könnten wie etwa Rachegelüste oder unerlaubte Liebesgefühle. Das ist die zentrale Lehre der Psychoanalyse. Die Psyche muss sich vor Angst und Unlust schützen. Sonst ist ihre Funktion beeinträchtigt. So wehrt sie Gefahren bisweilen reflexartig ab, auch wenn sie nach außen gesehen keinen Sinn machen. Eltern und Erzieher geben sich große Mühe, Kindern Ängste zu nehmen. Doch sind sie selbst nicht frei von Verhaltensmustern, die seit Generationen weitergegeben werden und dem Bewusstsein nicht zugänglich. Traumatische Ereignisse können von Großeltern über die Eltern auf die Kinder weitergegeben werden. Konflikte werden z.B. nicht ausgetragen, weil es ein ‚heiliges, unsichtbaren Dogma‘ gibt, das nicht verletzt werden darf. Kinder können dann mit ihren Bedürfnissen nicht durchdringen, wenn sie nicht verstehen, was dahinter verborgen ist.
Es war Anna Freud, die im Jahr 1936 eine vollständige Aufführung aller Abwehrfunktionen vornahm. Im Sinne ihres Vaters waren Projektion, Regression, Abspaltung, Sublimierung Projektion u.ä. Leistungen des Ich‘s, das die Widersprüche zwischen dem die Regeln kontrollierenden Über-Ich und den animalischen Trieben des Es vermitteln hilft. Damit hält das Ich die Fähigkeit zur Systemsteuerung auch dann aufrecht, wenn die Widersprüche zwischen den beiden Institutionen zu groß werden. Wenn etwa die Erziehung zur Sauberkeit sehr stark ausgeprägt ist, das Kind aber keinen regelmäßigen Stuhlgang hat, wird es eine Form finden müssen, die unerwünschten Ausscheidungen kontrollieren zu müssen. Es kann dann als Erwachsener Verstopfung entwickeln oder ein allgemeines Zurückhalten eigener ‚Leistungen‘. Diese Art Abwehrmechanismen geben dem Psychologen wertvolle Hinweise auf dahinter liegende Konflikte. Der Therapeut spürt den Widerstand des Klienten und kann anhand der Gegenübertragung und der Gefühle bei sich selbst die dahinterstehenden Themen aufarbeiten helfen.
Die Gefahr besteht darin, dass der Therapeut versucht ist, eigene neurotische Muster auf den Klienten zu übertragen. Deshalb ist eine regelmäßige Supervision so wichtig. Es ist interessant, die Horoskope der Begründer verschiedener psychotherapeutischer Methoden auf die Frage hin zu untersuchen, welchen eigenen Abwehrfunktionen sie unterlegen sind und welche Lösungen sie im Leben dafür gefunden haben. In der Astrologie geht es ja genauso wie in der Psychoanalyse darum, dem Menschen Erkenntniswege aufzuzeigen, Erleichterung seiner Leiden durch empathisches Zuhören zu verschaffen und ihm zu helfen, alte Muster aufzugeben und neue Ansätze im Leben zu finden. Es geht nicht darum, dem anderen vermeintliche Charakterfehler zu unterstellen oder gar die unausweichliche Festlegung auf ein womöglich noch angeborenes oder ‚karmisch vererbtes‘ negatives Schicksal zu prophezeien.
Es ist erlaubt, die Gründer der verschiedenen Schulen etwas kritischer anzugehen, weil sie selbst dies auch gewünscht hätten. Außer Freud haben alle teilweise mehrfache eigene Analysen durchlaufen und sich ausführlich über ihre ‚schwachen Seiten‘ kritisch geäußert. Es ist auffällig, dass Freud am Ende seines Lebens ein äußerst schmerzhaftes Geschwür am Gaumen entwickelte, das ihn am Reden hinderte. Denn er hatte es selbst seinen engsten Schülern verweigert, über seine eigenen Hintergründe, insbesondere der sexuellen, ein Wort zu verlieren. Stattdessen hatte er um den innersten Kreis seiner Schüler eine Art Bannmeile errichtet, die eine offene Kommunikation erschwerten.
Das mag die Leistung Freuds aber nicht schmälern. Er hat weit über sein Fach Wirkung erzielt und Theorien auf den Gebieten der Anthropologie, Literatur, Neurologie u.v.m. beeinflusst. Auch die psychologische Astrologie leitet sich letztendlich von psychoanalytischen Schulen ab, wenn sie von unerlösten Planetenprinzipien, blockierten saturnischen Energien, überkompensierten Motiven von Jupiter, Mond-Regression, Verdrängung, Projektion, Übertragung und anderen Prozessen der Psyche spricht. Im Folgenden geht es darum, zwölf dieser Abwehrmechanismen jeweils an einem Horoskopbeispiel eines Begründers psychotherapeutischer Methoden deutlich zu machen und dabei seine Arbeit vorzustellen.[2] Ich habe versucht, ihnen dabei möglichst gerecht zu werden und keine Schule zu bevorzugen oder ihre Methoden abzuwerten. Jeder der Genannten und noch eine Menge ungenannter Menschen hatten ihre Qualitäten und nur zusammen ergeben sie das Ganze, was wir heute als Erbe der Psychoanalyse begreifen.
Zu der Auswahl zählen natürlich auch Carl Gustav Jung und Alfred Adler, die mit Freud oft als ein Dreigestirn der frühen Psychoanalyse gesehen werden. Einflussreiche Schüler von Sigmund Freud waren aber auch Fritz Perls, Roberto Assagioli und Victor Frankl. Auch Erich Fromm, Jakob Moreno, Arthur Janov, Stanislav Grof und Milton Erickson, von denen wir exakte Geburtsdatenangaben besitzen, gehören zu den einflussreichsten Analytikern der dritten Generation. Die genannten Personen verwendeten die psychodynamischen Konzepte nicht einheitlich. Die Begriffe scheinen manchmal fast beliebig austauschbar und werden von ihren jeweiligen Schulen auch eifersüchtig bewacht und verteidigt. Wenn man die astrologischen Kategorien darüberlegt, dann ergibt sich aber so etwas wie ein roter Faden durch den Dschungel der seelischen Konzepte.
Ich denke, es ist prinzipiell unmöglich, den Menschen auf eine bestimmte Anzahl von Kategorien zu reduzieren. Jede endgültige Entscheidung darüber würde sofort zu unauflösbaren Paradoxien führen und auch auf den Widerstand jener, die ganz andere Kategorien berücksichtigt sehen wollen. Denn die psychologischen Begriffe bezeichnen wie gesagt nicht einheitlich das, was sie vorgeben zu bezeichnen. Der Blick auf die Horoskope derjenigen, die maßgeblich an der Entwicklung der Begrifflichkeit beteiligt waren, macht den Hintergrund solcher Konzepte deutlich. Die frühen Erforscher der Seele, die Ausgang des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verschiedene Schulen der Psyche prägten, zogen ihr Material in erster Linie aus dem, was sie mit ihren Klienten erlebten und nicht mehr nur aus theoretischen philosophischen oder theologischen Überlegungen heraus.
Analytiker Instanz | Methode | System | Abwehr- Mechanismus | Rolle Zeit | |
Mars Widder | Wilh. Reich Libido | Körperpsy-chotherapie | Bewegung Militär, Sport | Entladung Ausagieren | Pionier Momentum |
Venus Stier | Sigm. Freud Anima | Psycho-analyse | Kultur, Kunst, Schönheit | Sublimierung Verschiebung | Muse Höhepunkt |
Merkur Zwilling | Jak. Moreno Logos | Psycho-drama | Modelllernen Geistes-Wiss. | Phantasieren | Influencer Aktualität |
Mond Krebs | Stanisl. Grof ES | Transperson. Psychologie | Familie Soziale Syst. | Regression Objektbindung | Hüter Einbettung |
Sonne Löwe | Fritz Perls Ideal-Ich | Gestalt-therapie | Führung Eliten | Identifikation Idealisierung | Vorbild Autopoiesis |
Chiron Jungfrau | Carl Jung Über-Ich | Analytische Psychologie | Natur- Wiss. Technik | Rationalisier. Kontrolle | Forscher Prozessablauf |
Lilith Waage | Victor Frankl Gemüt | Logo-therapie | Pädagogik Weiterbild. | Projektion Übertragung | Aufklärer Synchronizit. |
Pluto Skorpion | Anna Freud Schatten | Kinder-psychologie | Sicherheit Recht | Verleugnung Abspaltung | Gatekeeper Wiederkehr |
Jupiter Schütze | Erich Fromm Habitus | Humanist. Pschologie | Genossensch. Politik | Größenwahn Kompensation | Mentor Zeitgeist |
Saturn Steinbock | Milt. Erickson Gewissen | Hypno-therapie | Institutionen Verwaltung | Introjektion Moralisieren | Traditionalist Taktung |
Uranus Wasserm | Alfred Adler Komplexe | Individual-pschologie | Unternehm. Start-Ups | Reaktionsbild. Verkehrung | Entwickler Wandlung |
Neptun Fische | Ro. Assagioli Rückbindung | Psycho-synthese | Gemeinschaft Religion | Konfluenz Altruist. Abtret. | Bystander Dauer |
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_Fromm
[2]Die Zuordnung zu einem Tierkreiszeichen erfolgte nach der Besetzung der Häuser und Zeichen und der Stellung des regierenden Planeten.