Es ist in der Astrologie umstritten, wie die Jung’schen Bewusstseinsfunktionen den Elementen zugeordnet werden können. Dieser Artikel ist ein Ausschnitt aus dem, Band I der Astrologischen Soziologie, in der ein Vorschlag zu einer passenden Kategorisierung der Sternzeichen nach den Bewusstseinsfunktionen Intuieren, Denken, Wollen und Fühlen vorgenommen wird. Ein Beispiel für die Interpretation dieser Funktionen anhand des Horoskops von Albert Schweitzer finden sie in dem Blog Elementeblitz. Es ist vielleicht nicht sofort einsichtig, warum das Denken dem Element Erde entsprechen soll, das Wasser dem Fühlen, das Feuer dem Willen und die Luft dem Intuieren. Doch letztendlich ergibt sich aus dieser Zuordnung eine logische Folge von aufsteigenden Bewusstseinsprozessen und eine Einteilung in langsame und schnelle, sowie bildverarbeitende und sprachverarbeitende Kategorien. Letztendlich sind es alles nur Begriffe, die mit Inhalt gefüllt werden müssen.

Durch die Elemente sind allein noch nicht wesentliche Funktionen des Bewusstseins abgebildet, wie etwa die des Denkens, Fühlens, Intuierens und Empfindens von C.G. Jung, die für den vor allem im Russland und Osteuropa weit verbreiteten Myers-Briggs-Persönlichkeitstest ausschlaggebend sind. Dieser und auch die Big Five Persönlichkeitstests werden z.B. von Firmen und Institutionen dazu verwendet, um geeignete Teams zu bilden und eine ausgewogene Mischung an Charakteren in einer Gruppe herzustellen. Auch für Partnerschaftsbörsen oder den Einsatz personalisierter Werbung sind sie hilfreich. Um sie kompatibel mit der Astrologie zu machen, brauchen wir exakte Zuordnungen, so wie sie dem Horoskop am ehesten entsprechen.

C. G. Jung schuf mit seiner Typenlehre ein Modell, das die mittelalterlichen Einteilungen der Temperamente mit modernen psychologischen Erkenntnissen über Gehirnfunktionen verbinden sollte. Doch ist sein Konzept nie ganz einwandfrei rezipiert worden. Es bestehen nach wie vor Meinungsunterschiede bezüglich dessen, was genau mit den Begriffe Denken, Empfinden, Intuieren und Fühlen gemeint ist und ob nicht auch das Wollen in diese Kategorie gehört. Am einfachsten ist das Fühlen zu begreifen. Es kommt aus dem Bauch und ist ein langsamer Vorgang, der den anderen drei Funktionen des Intuierens, Denkens und (trockenen) Empfindens gegenübersteht. Dementsprechend wird er auch von den meisten Astrologen dem Wasser zugeordnet. Doch mit den anderen Funktionen sieht es nicht mehr so gut aus in der Eindeutigkeit. Hajo Banzhaf hat wieder eine andere Meinung und zweifelt die Zugehörigkeit des Fühlens zum Wasser an. Er schreibt:

„Überzeugend und unstrittig ist nur die klare Entsprechung von Denken und Luft, sowie Empfinden und Erde. Dagegen ist die Zuordnung von Feuer und Wasser nicht eindeutig. Einerseits spricht gerade die spontane, wertende Urteilsbildung für die Gleichsetzung von Feuer und Fühlen, andererseits sind feurige Qualitäten wie Unternehmungslust, Pioniergeist, der Mut, Neues zu wagen und etwa neue Produkte auf den Markt zu bringen klare Merkmale der intuitiven Funktion. Die Gleichsetzung von Intuition und Wasser liegt nahe, wenn man sieht, dass die Intuition als der richtige Riecher beschrieben wird, und dass dieser Typ eben gerade nicht wertet. Ferner ist die musische Seite des Wassermenschen sowohl als Künstler und Poet, wie auch als Muse eines geliebten Menschen ganz und gar kennzeichnend für die intuitive Funktion. Dem steht aber gegenüber, dass Wasser vortrefflich der Fühlfunktion entspricht, weil diese mit der echtesten Aufopferungsbereitschaft verbunden ist und in ihrer introvertierten Form geradezu als “Stille Wasser gründen tief” beschrieben wird.“

Er schreibt weiter: „So nimmt es nicht Wunder, dass sich auch führende Jungianer in der Frage der Zuordnung dieser beiden Elemente nicht einig sind. Liz Greene, die bekannteste Astrologin aus diesem Kreis, setzt Wasser mit Fühlen gleich und Feuer mit Intuition, wohingegen die Amerikanerin Zipporah Dobyns dem Wasser die Intuition und dem Feuer das Fühlen zuordnet. Karen Hamaker-Zondag die in ihrem Buch Elemente und Kreuze die Elementartypen mit den Jung‘schen Typen gleichsetzt, folgt der Zuordnung von Liz Greene. Andere Jungianer, mit denen ich gesprochen habe teilen mehr die Sicht von Zipporah Dobyns. Bleibt als Resümee nur die Feststellung, die Edward F. Edinger in seinem Buch ‚Der Weg der Seele‘ trifft: “Obwohl die vier Elemente nicht haargenau mit den vier Funktionen gleichgesetzt werden können, besteht eine annähernde Parallelität.”[1]

Ich denke, es braucht einen ganz neuen Ansatz, der sich aus einer empirisch überprüfbaren Matrix ableiten lässt. So bin ich darauf gekommen, die Eigenschaften der Elemente noch einmal neu mit denen der Jahreszeiten zu kombinieren. So ergeben sich vier neue Kategorien von Zeichen, in denen zwei der regierenden Planeten jeweils einem Element zugehören, der Dritte aber nicht. Und jetzt wird es richtig interessant. Denn in dieser neuen vierten Matrix liegt die Erklärung für so manche Abweichungen, die bei der Zuordnung der Planeten zu den Elementen und mittelalterlichen Temperamenten immer wieder für Verwirrung sorgen.

 Frühling Vata 1/3 LeptosomSommer Pita  2/3 AthletWinter  Kapha  3/3 PyknikerElement Bedeutung
Passiv kommunalVenus StierMond KrebsNeptun FischeWasser, Sensibilität, Fühlen unbewusste Bilder, Kelche
Aktiv agentischMars WidderSonne LöweUranus Wasserm.Feuer, Vernunft, Wollen  bewusste Sprache, Stäbe
Aktiv agentischMerkur ZwillingLilith WaageJupiter SchützeLuft, Sensitivität, Intuition    bewusste Bilder, Schwerter
Passiv kommunalChiron JungfrauPluto  SkorpionSaturn SteinbockErde, Verstand, Denken   unbewusste Sprache, Scheib.

Beispielsweise sind die drei Planeten, die der Kategorie passiv/kommunal angehören, Venus, Neptun und Mond. Doch gehören nur zwei dem Element Wasser an und die Venus ursprünglich der Erde. Sie ist unser Beziehungsplanet und wird normalerweise mit wässrigen, gefühlsbetonten Merkmalen beschrieben und nicht mit denen der rationalen Eigenschaften des Elements Erde. Liegt hier vielleicht einer Erklärung dafür vor, dass die von Gauquelin gefunden Eigenschaften für manche Planeten nicht passten?[2] In seinen umfangreichen Untersuchungen wurden Signifikanzen nur für die Planeten Merkur, Mond, Mars und Saturn gefunden, nicht jedoch für die Sonne, Venus, Uranus, Neptun und Pluto. Jupiter blieb neutral; besaß also weder positive noch negative Signifikanz zu den ihm zugeordneten Begriffen. Jupiter, Venus, Uranus und Pluto gehören aber zu den Planeten, die nun nicht in das Schema des Elements passen, das nach der vierten Matrix stimmen müsste. Uranus ist bei den Feuerplaneten Mars und Sonne, Venus bei den Wasserplaneten Mond und Neptun, Jupiter bei den Luftplaneten Lilith und Merkur und Pluto ist bei den Erdplaneten Saturn und Chiron.[3] War Pluto nicht der Fürst der irdischen Unterwelt? Der Persephone erstarren ließ und dessen irdische Verharrungskraft uns aus eigenen Transiten nur zu gut bekannt ist?

Vata, Pita, Kapha

Die senkrechte Einteilung dieser 4. Matrix entsteht durch die Zuordnung zu den Jahreszeiten, die man auch den Körpertypen zuordnen kann. Sie entsprechen den Eigenschaften, wie sie z.B. in der indischen Astrologie und Naturmedizin diagnostiziert werden. Die Sommer-Herbst-Sternzeichen Krebs, Löwe, Waage und Skorpion sind athletisch gepolt (Pita), und die Wintersternzeichen Schütze, Steinbock, Wassermann und Fische pyknisch (Kapha). Dabei muss man sich das Ganze natürlich abstrakt übersetzen, denn es ist nur eine Matrize und keine direkte Beziehung. Nicht alle im Sommer geborenen sind sportlich und nicht alle im Winter Geborenen neigen zu Kaphaqualitäten. Das gesamte astrologische System ist letztendlich nur ein symbolisches. Das vergessen wir immer wieder.

In den Frühlingszeichen gibt es unvermeidlich einen Bruch, denn Merkur und Chiron liegen als einzige der komplementären Planetenpaare ja nicht nebeneinander, so dass die Jungfrau und ihr Regent Chiron zu den Frühlingszeichen und der Qualität des leptosomischen Vataprinzips gezählt werden muss. Dies korrespondiert auch mit der häufigen Darstellung der Jungfrau als dürres Weibchen und dem Chiron als hagerer, genügsamer Denker. In alten Zeiten war das Bewusstsein für die Zyklenhaftigkeit der Naturkreisläufe viel ausgeprägter. Es war von großer Bedeutung zu wissen, wann das Wetter wechselte, wann die Schwemmen der Flüsse eintraten oder ob es Springfluten geben würde. Die Seefahrer orientierten sich genauso nach zyklisch wiederkehrenden Phänomenen, wie sie auch bei den Wanderungen der Völker beobachtet wurden. Der Lauf der Sterne war eine Berechnungshilfe für die Aussaat der Pflanzen und ihre Ernte. Nicht nur Tag und Nacht, Monat und Jahr und der Lauf des Mondes wurden dabei in Betracht gezogen, sondern auch die Rhythmen der Planeten. Schließlich entstand daraus so etwas wie eine Ordnung der Zeitphänomene, die auf die Kulturpraxis zurückwirkte. Die Menschen fingen an, sich mit den Sternen zu identifizieren und ihre Archetypen in den Mythen und Erzählungen einzubauen.

Schneewittchen ist beispielsweise ein sehr skorpionisches Märchen, in dem ein junges Mädchen eine große Transformation durchmacht. Die Symbole des Spiegels, des gläsernen Sarges und des vergifteten Apfels sind mit der Bedeutung des Skorpions verwandt. Sie kommen auch schon in viel älteren Mythen wie etwa bei der Geschichte des Paris vor, der entscheiden musste, ob Hera, Aphrodite oder Athene die schönste Frau sei und den Apfel erhalten sollte. Die Grausamkeit der Stiefmutter von Schneewittchen, die am Ende in das Glück mündet, dem Grauen entschwunden zu sein, kennt jeder, der plutonische Anteile im Horoskop hat. Die Zwerge stehen für verunstaltete, verkrüppelte Menschen, die trotz ihres Handicaps großes vollbringen kann, wenn man sie wertschätzt. Auch heute haben solche Erzählungen heilsame Wirkung. Nicht nur für Kinder können sie kreative Kräfte freisetzen und dem Menschen einen Halt geben inmitten der Verwerfungen des Lebens. Wir schauen leichtfertig auf dieses Wissen vergangener Zeit herab. Und setzen uns für Gerechtigkeit der Geschlechter und die Integration Benachteiligter ein. Gleichzeitig erlauben wir es in Zeiten kompletter Digitalisierung ganzer Lebensbereiche, uns über spirituelles Wissen lächerlich zu machen und die Gefühle von Menschen zu verletzen, die sich viele Jahrzehnte mit dem Wissen über die Natur und die Rituale alter Kulturen beschäftigt haben.

Vata/Leptosom:[4] „leichter, zarter Körperbau, trockene, dünne, kühle Haut, die Haare sind dünn, dunkel, grob und entweder gekräuselt oder gelockt, das Gesicht ist lang und eckig, oft mit einem unterentwickelten Kinn, der Hals ist dünn und knochig, die Nase ist schmal und kann lang, gekrümmt oder asymmetrisch sein, die Augen sind klein, stehen eng oder liegen tief, sind dunkelbraun oder grau mit einem matten Glanz, der Mund ist klein mit schmalen Lippen, die Zähne sind unregelmäßig, vorstehend oder ausgebrochen, das Zahnfleisch geht zurück, Appetit und Verdauung sind unregelmäßig, handelt rasch, hat einen leichten, unterbrochenen Schlaf, Schlafstörungen, ist begeisterungsfähig, lebendig, ideenreich ,ist leicht erregbar, wechselnde Gemütslage, greift schnell neue Informationen auf, vergisst schnell, neigt zu Besorgnis, neigt zur Verstopfung, ermüdet schnell, neigt zur Hyperaktivität, geistige und körperliche Energie kommt in Schüben.

Pita/Athlet: die Haut ist hell, glänzend, weich und warm mit der Neigung zu Sonnenbrand. Sie neigt zu Leberflecken, Sommersprossen und Ausschlägen, das Haar ist fein und weich, das Gesicht ist herzförmig, oft mit einem ausgeprägten Kinn, der Hals ist durchschnittlich proportioniert, die Nase ist spitz, gerade und von durchschnittlicher Größe, die Augen haben ebenfalls eine durchschnittliche Größe, Mund und Lippen sind mittelgroß, mittlerer Körperbau, mittlere Stärke und Ausdauer, starker Hunger oder Durst, gute Verdauung, neigt unter Stress zur Gereiztheit und zu Zornausbrüchen, die Haut ist hell oder etwas gerötet, oft mit Sommersprossen, verträgt keine direkte Sonne oder heißes Wetter, unternehmungslustig, liebt Herausforderungen, scharfer Intellekt, präzise, deutliche Sprache kann keine Mahlzeit auslassen.

Kapha/Pykniker: die Haut ist dick, fettig, weich, weiß und kühl, das Haar ist voll, dick, gewellt, glänzend, das Gesicht ist groß, rund und voll, der Hals ist massiv, die Nase ist groß und gerundet, die Augen wirken anziehend und sind groß , der Mund ist groß mit vollen Lippen, die Zähne sind groß und weiß und sitzen im gut entwickelten Zahnfleisch, kraftvoller Körperbau; große körperliche Ausdauer und Leistungsfähigkeit, gleichmäßige Energie; langsame, anmutige Bewegungen, ruhige, ausgeglichene Persönlichkeit; regt sich selten auf, kühle, glatte, dicke, bleiche und ölige Haut, nimmt Neues langsam auf, hat aber ein gutes Langzeitgedächtnis, tiefer, langer Schlaf, Neigung zu Fettleibigkeit, langsame Verdauung, mäßiger Hunger, liebevoll, tolerant, verzeiht gern, neigt zu Besitzanhäufung und Selbstgefälligkeit.“

Wollen und Denken

Auf diese Weise sehen wir recht eindeutig, dass das Wollen eine eigene Funktion für die Feuerelemente bildet und die Planeten des Elements Erde im Denken vereint sind. Das Denken ist nichts anderes als eine verlängerte Zusammenfassung der Sinneseindrücke und dem, was C.G. Jung als Empfinden bezeichnete und dem Typus konkrete Sinneserfahrungen, Faktenbezogenheit und Lebenspraxis zuordnete. Also den reinen Input der Sinnenreize, die im Gehirn sodann zu einem Gesamteindruck verarbeitet werden, wobei das Denken eine Art Filter ist, nur die wesentlichen Informationen der Sinne zuzulassen.[5]  Wenn man die neuen Funktionstypen aus der letzten Matrix ableitet, dann erhalten wir ein eindeutiges Schema, dass der Einteilung unserer Kognitionen in sprachliche (linke Hemisphäre) und Bilder (rechte Hemisphäre), sowie bewussten (schnellen) und unbewussten (langsamen) Inhalten entspricht.

Sprache/Ausdruck/Links Vorstellung/Bilder/R. 
Wollen, Feuer               Stäbe, Vernunft              phonetische Bedeutung Mars, Sonne, UranusIntuition, Luft Schwerter, Sensitivit. direkter Eindruck    Merkur, Lilith, JupiterKonkret, bewusst, schnell, Kopf
Denken, Erde              Scheiben, Verstand grammatische Struktur  Chiron, Saturn, PlutoFühlen, Wasser        Kelche, Sensibilität   mentale Simulation     Mond, Neptun, VenusAbstrakt, unbewusst, langsam, Bauch

Und somit ergibt sich eine sinnvolle Korrespondenz zu einem Teil der Bewusstseinsfunktionen von C.G. Jung. Das Fühlen entspricht dem empathischen Element Wasser und den Planeten Mond und Neptun, sowie der Venus als Ausnahmeplanet. Das Wollen steht für das energische Element Feuer und die Planeten Sonne und Mars inklusive der manchmal überschießenden Energien des Uranus. Die Intuition wird durch das Element Luft belebt und den Planeten Lilith und Merkur, sowie dem gar nicht so feurigen Jupiter. Und das langsamere Denken wird schließlich wird durch die Erdplaneten Chiron und Saturn, einschließlich Pluto, vertreten. Es ist ein langer Streit im Tarot darüber, in welcher Weise die Stäbe, Kelche, Scheiben und Schwerter den Elementen und Kategorien von Jung entsprechen. Ich denke, die hier vorgenommene Einteilung ist nachvollziehbar.

Gegenüberstellungen und Verträglichkeiten

Jung unterschied die vier Kategorien noch einmal in zwei Urteilsfunktionen des Denkens und Fühlens, sowie in zwei Wahrnehmungsfunktionen des Intuierens und Empfindens. Auch diese Grundidee ist gut, muss aber ebenfalls übersetzt werden ist das neue System, in dem sich jetzt Denken und Intuition gegenüberstehen, sowie Wollen und Fühlen. Um zu verstehen worum es geht, muss man sich die Idee dahinter anschauen. Hajo Banzhaf schreibt hier: „Mit den Urteilsfunktionen bilden wir uns ein Urteil von einer Sache. Das kann über den Kopf oder den Bauch geschehen. Mit der Denkfunktion bringt der Kopf ein Verstandesurteil hervor, das auf Nachdenken, Vergleichen, Ausrechnen und Überlegen beruht. Dieses Urteil ist kühl und bedacht und erhebt den Anspruch auf Ausgewogenheit und Objektivität. Die Fühlfunktion kann ebenso ein Urteil fällen, es ist aber im Unterschied zum Denkurteil impulsiv, unüberlegt, subjektiv und wertend. Finden wir also auf der Denkebene zu einem emotionslosen, wertfreien (nicht wertlosen!) Urteil, das einem mathematischen Ergebnis vergleichbar wäre, so bedarf es der Fühlfunktion um ein spontanes, leidenschaftliches Urteil zu fällen, das zugleich ausdrückt, was uns die Angelegenheit wert ist, was sie uns emotional bedeutet. Mit Hilfe der Denkfunktion wägen wir ab, mittels der Fühlfunktion wagen wir etwas.

Durch die Wahrnehmungsfunktionen nehmen wir die Dinge dagegen wahr, ohne dass dadurch ein Urteil entsteht. Mit Hilfe der Empfindungsfunktion erfahren wir eine Sache von außen, durch die intuitive Funktion spüren wir die Möglichkeiten, die in ihr liegen. So hat der Empfindungstyp sein Augenmerk auf der Form, auf der äußeren Struktur, auf Farbe, Geruch und anderen äußeren Merkmalen. Der intuitive Typ kann diese Aspekte sogar gänzlich übersehen, dafür aber spürt er, was in der Sache steckt. Wenn die vier Typen auf eine Party kommen, wird sie jeder anders erleben. Der Denktyp vergleicht die Party mit anderen und kommt so zu dem Ergebnis, dass sie so ähnlich ist, wie die Party bei Karl, die nicht so toll war, aber doch besser als die bei Hildegard, die ganz langweilig war. Und so findet er diese Party nicht so schlecht. Der Fühltyp gibt mit solchen Überlegungen nicht gern ab. Er kommt auf die Party und etwas in seinem Bauch sagt ihm sofort, ob sie toll ist oder fad. Durch die Brille des Empfindungstypen sieht das ganze Bild wieder völlig anders aus. Er sieht, was es zu essen und zu trinken gibt, er riecht das betörende Parfum einer schönen Frau, er hört die Musik und wenn das alles für ihn stimmt, fühlt er sich behaglich. Der intuitive Typ kommt in den seltensten Fällen pünktlich, manchmal auch überhaupt nicht, spürt dann aber sofort, was in der Luft liegt: Ob die Atmosphäre stimmt, ob und welche Chancen er hat und in welchen Raum, an welchen Platz er sich am besten begibt.“

Soweit Hajo Banzhaf. Wenn wir nun Jungs Denktypus durch den Wollenstypus ersetzen und den Empfindungstypus durch das Denken, kommen wir auf ähnliche Unterscheidungen. Die Planeten der Funktionen von Wollen und Fühlen entsprechen den Urteilsfunktionen von Kopf und Bauch und stehen sich diametral gegenüber. Stier, Krebs und Fische und deren Planeten Venus, Mond und Neptun wissen nach einer Weile aus dem Bauch, was für sie gut ist oder schlecht. Sie harmonieren nicht mit den schnellen Willenstypen Widder, Löwe und Wassermann und den entsprechenden Regenten Mars, Sonne und Uranus. Das unbewusste vorstellungsgeleitete Gefühl einer Venus ist z.B. nicht nur den aktiven, bildgebenden Impulsen des Mars entgegengesetzt, sondern auch denen der Sonne und des Uranus und auf diese Weise werden Verbindungen der Venus im Beziehungsgeschehen nicht nur zu Mars als problematisch gewertet, sondern auch zu Uranus und Sonne und natürlich auch in den entsprechenden drei Zeichen Widder, Löwe und Wassermann.

Ähnlich stehen sich auch die beiden Wahrnehmungsfunktionen des Intuierens und Denkens gegenüber. Das Intuieren geschieht bildhaft und schnell. Das Denken erfolgt langsam und sprachlich. Die Planeten des Intuierens Merkur, Jupiter und Lilith halten sich nicht mit langen Überlegungen auf. Für sie ist der erste Eindruck maßgeblich. Dagegen grübeln die Planeten Chiron, Saturn und Pluto lange nach, bevor sie eine Entscheidung fällen. Sie teilen die Welt in logische Prämissen, von denen sie alles andere ableiten. Das schließt das schnelle Intuieren in gewisser Weise aus. Ein sanguinischer Merkurianer (Zwillinge) braucht Feuer oder Wasser und keine erdige Behäbigkeit eines Saturns (Steinbock), Selbstzerfleischung eines Chironikers (Jungfrau) oder dar Herumwühlen in Problemen wie ein Plutoniker (Skorpion).

Jungfrau, Skorpion und Steinbock sind langsam und sprachlich orientiert und harmonieren nicht mit Zwillingen, Waagen und Schützen, die eine schnelle bildhaft intuitive Auffassungsweise haben. Für einen zur Melancholie neigenden Saturn (Steinbock) ist Merkur (Zwilling) zu oberflächlich, Lilith (Waage) zu kritisch, unverbindlich und Jupiter (Schütze) zu großspurig. Alle vier Funktionen laufen natürlich gleichzeitig in uns ab und selten werden wir eine Entscheidung allein aus einer Funktion heraus treffen. Allerdings bevorzugen wir je nach Typus bestimmte Wege, die sich für uns als die besten herausgestellt haben und damit vernachlässigen wir automatisch die Funktionen der Gegenseite.

Wir erhalten so automatisch eine Verträglichkeitstabelle der Planeten.

 Verträglich angenehmUnverträglich unangenehm
Mars Widder  Wollen  Sonne (Löwe) Uranus (Wasserm.)Venus (Stier) Mond (Krebs)   Neptun (Fische)              
Venus   Stier FühlenMond (Krebs) Neptun (Fische)Mars (Widder) Sonne (Löwe) Uranus (Wasserm.)
Merkur   Zwillinge IntuierenLilith (Waage) Jupiter (Schütze)Chiron (Jungfrau) Pluto (Skorpion) Saturn (Steinbock)
Mond         Krebs FühlenVenus (Stier) Neptun (Fische)Mars (Widder) Sonne (Löwe) Uranus (Wasserm.)
Sonne Löwe WollenMars (Widder) Uranus (Wasserm.)Venus (Stier) Mond (Krebs)   Neptun (Fische)           
Chiron   Jungfrau DenkenPluto (Skorpion) Saturn (Steinbock)Merkur (Zwillinge) Lilith (Waage) Jupiter (Schütze)
Lilith Waage IntuierenMerkur (Zwillinge) Jupiter (Schütze)  Chiron (Jungfrau) Pluto (Skorpion) Saturn (Steinbock)
Pluto Skorpion DenkenChiron (Jungfrau) Saturn (Steinbock)Merkur (Zwillinge) Lilith (Waage) Jupiter (Schütze)
Jupiter Schütze IntuierenMerkur (Zwillinge) Uranus (Wasserm.)Chiron (Jungfrau) Pluto (Skorpion) Saturn (Steinbock)
Saturn Steinbock DenkenChiron (Jungfrau) Pluto (Skorpion)  Merkur (Zwillinge) Lilith (Waage) Jupiter (Schütze)
Uranus Wassermann WollenMars (Widder) Sonne (Löwe)  Venus (Stier) Mond (Krebs)   Neptun (Fische)             
Neptun Fische FühlenVenus (Stier) Mond (Krebs)    Mars (Widder) Sonne (Löwe) Uranus (Wasserm.)

Einseitigkeit des Denkens

Das Denken ist im Laufe der Zivilisation von diesen vier Bewusstseinstypen einseitig gefördert worden. Der Mensch wird von klein auf zur Rationalität und Gehorsamsbereitschaft erzogen, um ein funktionierendes Mitglied in den zunehmend unübersichtlichen Gesellschaftsstrukturen zu werden. Darunter haben aber die anderen Bewusstseinsfunktionen gelitten. Besonders die Intuition (Luft), die dem Denken (Erde) diametral gegenübersteht. Der moderne Mensch ist kaum mehr in der Lage, seine intuitiven Potentiale auszuschöpfen. Die meisten Menschen können sich nicht im Raum orientieren und sind verloren, wenn sie in einem Wald abgesetzt werden. Sie haben kein Gefühl mehr zu dem, was sie essen und was ihnen guttut. Sie trinken Wasser aus Plastikflaschen und haben gar nicht mehr den Vergleich, was es für tausend von Geschmäckern von frischem Wasser geben kann. Sie fallen leicht auf die Manipulation von Werbung herein und trauen weniger ihren eigenen Sinnen als dem, was der Mainstream sagt.

Besonders die Perioden, wenn Jupiter und Saturn in ihrem Zyklus für 200 Jahre in Erdzeichen stehen, werden materielle Weltbilder verehrt und es kommt zu großen Kriegen. So war es im 2. bis 4. Jahrhundert n. Chr. bei dem Verfall des römischen Reiches, zwischen dem 10. Und 12. Jahrhundert mit den Kreuzzügen und während der Phase der Industrialisierung zwischen 1800 und 2000, wo die beiden großen Weltkriege stattfanden. Natürlich ist es ein Fortschritt, wenn jeder Mensch lesen und schreiben kann und eine Grundausbildung erhält. Wo das Wissen aber von Kirchen oder Konzernen abgeschöpft wird, um einzelne ‚Supergenies‘ zu züchten, entsteht ein großes Gefälle des Wissens. Und die Intuition verkümmert bei denjenigen, die in diesem Spiel zurückbleiben. Sie sind leicht Opfer für Manipulation und Kriegssüchte der Warlords, Medienmogule und Börsenmaximierer, die ihnen das ‚richtige Denken‘ eintrichtern wollen.[6] Wissenschaft steht aber nicht für sich. Sie wird manipuliert und benutzt, um Gewinne zu maximieren.

Um einen Ausgleich von der Überrationalität der modernen Welt zu finden, kann man nicht gleich zur Intuition springen. Es ist hilfreich, den Umweg über das Fühlen und Wollen zu nehmen. Darum geht es letztendlich auch in den meisten Selbsthilfeseminaren und Therapiegruppen. Das Wahrnehmen der Verletzungen, die einem zugefügt worden sind und das Auflehnen gegenüber krankmachenden Verhältnissen, um nicht mehr das Schauspiel mitzumachen, das von den eigenen Gefühlen und Willensimpulsen ablenkt. Dann funktioniert auch die Intuition nach und nach wieder besser. Und man erlebt wieder authentische Momente ohne künstliche Stimulierung und kopierte Denksysteme. Ohne eine gesunde Intuition ist der beste Verstand hilflos, wie man an Menschen sieht, die zwar sehr intelligent sind, aber sozial inkompetent.

Es ist nicht so, dass die Funktion des Denkens unwichtig wäre. Ganz im Gegenteil. Sie ist die wichtigste aller vier Funktionen, weil sie diejenige ist, über die wir am sichersten urteilen können. Fehler im Denken sind augenscheinlich und leicht zu widerlegen. Am Denken können wir am konkretesten aufzeigen, ob jemand auf der richtigen Spur ist oder nicht. Doch gerade deshalb ist es so wichtig, die Intuition zu schulen. Denn ohne sie gibt es kein eigenständiges Denken. Es braucht als Pädagoge Geduld und Erfahrung um zu erkennen, wann wir bei einem Schüler Denkprozesse in Gang setzen können und wann wir ihn überfordern. Je besser der Zugang zu der eigenen Intuition ist, desto mehr werden wir auch in Resonanz mit der Intuition eines anderen Menschen gehen können. Lernen geschieht in kleinen Häppchen und manchmal auch während Krankheiten in großen Sprüngen, wenn der Körper besonders sensitiv und aufnahmebereit ist.

Letztendlich sind solche Bezeichnungen wie Denken, Wollen, Intuieren und Fühlen aber auch nur Interpretationen von Prozessen, die in unseren Nervenzellen ineinander verwoben ablaufen und wie unsere Planeten keine eigene ‘Wahrheit’ besitzen, sondern nur durch vernetzte und emergentische Prozesse beschrieben werden können, die auf inneren Wahrnehmungsprozessen und Erfahrungen beruhen, die wir im Leben gemacht haben. Niemand ist eindeutig einem einzigen Typus zuzuordnen, sondern besteht aus einer Mischung verschiedener Anteile, so wie es die 12 Planeten in unserem Horoskop ja auch andeuten. Sie entsprechen Potentialen, die wir in einer bestimmten sozialen Situation abrufen können und manche beherrschen wir besser und andere gar nicht.

Der Haupttypus

Die Grundidee des Jung‘schen Systems bleibt bestehen: Jeder Mensch ist einem Haupttypus zuordenbar, die sich in seiner Art, wie er Dinge kognitiv verarbeitet, ausdrückt. Automatisch ist dann die entsprechend gegenüberliegende Funktion sein Schwachteil. Also wer z.B. ein Denktypus ist, der wird mit den Prinzipien der Planeten Saturn, Chiron und Pluto gut vertraut sein und mit den Prinzipien der Intuitionsplaneten Jupiter, Merkur und Lilith weniger. Wenn wir versuchen, uns bekannte Persönlichkeiten als Vertreter eines energetischen Hauptprinzips vorzustellen und ihre äußeren und inneren Qualitäten zu erspüren, dann fällt das mit dieser Einteilung sehr leicht. Obwohl bei fast allen Personen die genannte Energie nicht dem Hauptanteil im Horoskop entspricht, wird sie doch nach außen besonders deutlich und steht diesem Menschen auch normalerweise voll zur Verfügung.

Persönlichkeitstypen:

Widder=Mars: aktiv, bestimmend, wollend, leptosom                                      Dunja Hanjali, Julia Roberts, Markus Lanz, Paul Newman, Mahatma Gandhi,

Stier=Venus: passiv, festlegend, fühlend, leptosom                                                         Lena Meyer-Landrud, Naomi Campbell, Isabell Adjani, Olaf Scholz, Steve Jobs

Zwillinge=Merkur: aktiv, verändernd, intuitiv, leptosom                                  Lisa Eckhart, Audrey Hepburn, Elliot Page, Günther Jauch, Woody Allen, Barack Obama

Krebs=Mond: passiv, bestimmend, fühlend, athletisch                                                                         Helene Fischer, Meryl Streep, Boris Becker, Robert Redford, Bill Clinton

Löwe=Sonne: aktiv, bestimmend, wollend, athletisch                                                                            Carolin Kebekus, Jane Fonda, Armin Müller-Stahl, Donald Trump

Jungfrau=Chiron: passiv, verändernd, denkend, leptosom                                                                                 Sahra Wagenknecht, Amy Winehouse, Daniel Day-Lewis, Ranga Yogeshwar

Waage=Lilith: aktiv, bestimmend, intuitiv, athletisch                                                                                        Alice Schwarzer, Uwe Ochsenknecht, Alain Delon,

Skorpion=Pluto: passiv, festlegend, denkend, athletisch                                                                               Steffi Graf, Jan Josef Lievers, Steve Mac Queen,

Schütze=Jupiter: aktiv, verändernd, intuitiv, pyknisch                                                                            Annalena Baerbock, Jennifer Lawrence Dirk Bach, Kevin James,

Steinbock=Saturn: passiv, bestimmend, denkend, pyknisch                                                                          Nina Hagen, Roseanne Barr, Marion Cotillard, Helmut Kohl, Orson Welles,

Wassermann=Uranus: aktiv, festlegend, wollend, pyknisch                                                                       Hella von Sinnen, Markus Söder, Ottfried Fischer, Alfred Hitchcock,

Fische=Neptun: passiv, verändernd, fühlend, pyknisch                                                                       Angela Merkel, Queen Victoria, Elton, John Goodman, Michael Gorbatschow, Diego Rivera, Oliver Hardy

Die Energie muss nicht dem stärksten Planeten im Horoskop entsprechen. Denn alle Planetenprinzipien existieren mit der Ansicht der Huberschule entweder in unerlöster, kompensierter und erlöster Form. Wir schalten die uns zur Verfügung stehenden Qualitäten erst mit der Zeit frei. Und fangen oft erstmal mit den unscheinbaren an. So wie wir uns auch einen Beruf oder einen Partner wählen, mit dem wir noch etwas entwickeln können und nicht alles schon vorhanden ist. Mit dem Ausgangspunkt des energetischen Hauptprinzips erhalten wir ein Instrument, mit dem wir nicht nur vom Horoskop auf den Menschen schließen können, sondern umgekehrt auch in deduktiver Weise von dem Menschen auf den Hauptanker im Horoskop, mit dem wir die Deutung immer als guten Einstieg beginnen können.


[1] Hajo Banzhaf, Die vier Elemente in Astrologie und Tarot, 1994, Goldmann

[2]https://www.astro.com/astrowiki/de/Michel_Gauquelin

[3]Warum Sonne und Merkur sich der Einordnung entzogen, kann nur spekuliert werden. Ich denke, die Sonne als Metrum des gesamten Systems würde zu paradoxen Aussagen führen. Merkurs Qualität ist auch die Wandelbarkeit, so dass er sich gerne Einordnungen entzieht.

[4] Entnommen der Seite von www.yoga-vidya.de

[5] Das Gehirn verarbeitet die unterschiedlichen Sinneneindrücke ja zu einem Ganzen, so dass wir grundsätzlich nicht von einem ‚direkten Sinneseindruck‘ sprechen können. Aus den Sehreizen werden Bilder, aus den Hörreizen Melodien, aus den Gerüchen Kompositionen usw. und ihre Gewichtigkeit hängt eng mit der inneren Verfasstheit und Vorlieben zusammen, so dass wir das wahrnehmen, was für uns momentan wichtig ist und nicht das, was objektiv ist.

[6] Darum werden auch die Planeten und Zeichen der Erdelemente überwiegend als schwierig empfunden. Nicht weil sie per se komplizierter wären als andere. Sondern weil ihre Funktion, das Denken, in ein gesellschaftliches Ungleichgewicht fällt. Bei Erfolg wird dem Denktypus sein vermeintlicher Vorteil schnell geneidet, bei Misserfolg wird er gnadenlos auf die vermeintlich fehlende Verwirklichung seiner Qualitäten reduziert.

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